Pößnecker-Klettersteig - Via ferrata delle Meisules
Berggruppe:
Sellagruppe
Ausgangspunkt:
Sellajoch; hierher Straßen von Canazei und Wolkenstein.
Schwierigkeit:
C/D (schwierig - sehr schwierig), ungesicherte Kletterstellen bis II.
Höhendifferenz:
ab Sellajoch ca. 1000 Hm.
Gehzeiten:
Sellajoch - Einstieg: 0,5 Std.
Einstieg - Pößnecker Klettersteig - Piz Selva: 3,5 Std.
Piz Selva - Val Lasties - Sellajoch: 3,5 Std.
Anmerkungen:
Beeindruckend schöner, aber anspruchsvoller, sehr luftiger und langer
Klettersteig, dessen untere 250 Höhenmeter über senkrechten und stark
polierten Fels führen; dabei sind auch mehrere Passagen in ungesicherter
Kletterei bis zum Schwierigkeitsgrad II zu überwinden!
Die vorhandenen Drahtseile sind zwar sehr solide verankert, aber nicht straff
gespannt, sondern meistens locker durchhängend, was deren Benutzung zur
Fortbewegung stark erschwert.
Bergerfahrung, ein Mindestmaß an Klettergewandtheit, absolute Schwindelfreiheit
und eine gute Kondition sind unbedingt erforderlich; nichts für Anfänger!
Aufgrund der Länge des Rückwegs sollte man nicht zu spät starten und
keinesfalls bei unsicherer Wetterlage gehen; es gibt auf der gesamten Strecke keinerlei
Unterstandsmöglichkeiten!
Vorsicht: Bei kaltem Wetter kann die am Morgen im Schatten liegende und oft feuchte Wand
vereist sein!
Beschreibung:
Vom Sellajoch (2240m) in nur wenig ansteigender Querung unter den Sellatürmen
zum Einstieg des Klettersteigs rechts von einer schwarzen Wand.
Nun rassiger, fast senkrechter Anstieg über die Felswand und eine glatte
Verschneidung (erst C, dann C/D; vor 1990 verlief der untere Teil des Klettersteigs weiter
links durch einen düsteren und meist feuchten Kamin). Nach rund 60 Metern wird
wieder die ursprüngliche Route erreicht, auf leichteren Felsen (A und I) zu
einem ersten, steilen Kamin, der nicht gesichert ist (II). Ein kurzes Band (A) und eine
Eisenleiter führen zum Fuß eines zweiten, engen, leicht überhängenden
Kamins, der nur mit Eisenklammern gesichert ist. Aufstieg durch den Kamin (C, kein
Drahtseil!), wegen der beengten Platzverhältnisse am besten in Spreiztechnik zwischen
den Klammern und der rechten Kaminwand, hinauf zu einer Scharte.
Sehr exponiert auf einen winzigen Felspfeiler und über eine Eisenleiter (B) in die
senkrechte, freie Wand. Durch weitere kurze Kamine, über Felsrisse und durch Rinnen
stellenweise immer noch senkrecht bis leicht überhängend (C, meist B; eine
Eisenleiter und einige Klammern) empor zu einem großen Schutt- und Schrofenkessel.
Zunächst rechtshaltend über leichte Felsen und Geröll (stellenweise
Drahtseile, A) empor, dann längere Querung nach links zu einem weiten Sattel zwischen
Piz Ciavazes und Piz Selva.
Über ein abschüssiges Schuttband (nicht gesichert!) zum Fuß einer
großen Schlucht, die über gestuften Steilfels (deutlich leichter als im unteren
Teil, B und A, eine Stelle B/C) und geröllige Schrofen zum Gipfel vom Piz Selva (2941m)
hinaufführt.
Nach letzten Felsschrofen folgt eine fast endlose Wanderung mit leichtem Auf und Ab über
die weite Meisules-Hochfläche (markierter Steig Nr. 649, Orientierungsprobleme bei
Nebel!), wobei man mehrere, nur wenig ausgeprägte Gipfel überschreiten kann (u.a.
den lohnenden Piz Miara mit großem Gipfelkreuz, 2965m), zur Pisciadù-Scharte
(2908m). Geradeaus weiter zur Einmündung in den Weg Nr. 666, den man für kurze Zeit
nach rechts verfolgt. Am darauffolgenden Wegweiser zweigt man wieder nach rechts ab und
erreicht auf Weg 647 durch das wildromantische Val Lasties in langer Wanderung mit ein
paar Gegenanstiegen die Sellajochstraße.
Auf dieser zu Fuß oder per Anhalter in rund 30 Minuten zurück zum Ausgangspunkt.
(Alle Informationen und Fotos vom 13.07.2017).
-
Blick von unterhalb des Sellajochs auf die Sellagruppe mit den Sellatürmen; der Pößnecker-Klettersteig verläuft im Bereich des schwarzen Wasserstreifens links der Bildmitte.
-
Vom Sellajoch quert ein guter Steig unter den Sellatürmen mit nur wenig Höhenunterschied hinüber zum Einstieg.
-
Der Pößnecker-Klettersteig ist nach dem Marmolada-Westgrat der zweitälteste Klettersteig der Dolomiten.
-
Schon die ersten Meter nach dem Einstieg zeigen, daß dieser Klettersteig ganz und gar kein Spazierweg ist.
-
Sehr anstrengend geht es über die teilweise senkrechten, plattigen, am Morgen noch kalten Felsen nach oben.
-
Der plattige Fels ist nicht nur bei Nässe rutschig, ein paar Stifte helfen an kritischen Stellen.
-
Rassig ist die "neue" Route, früher verlief der untere Teil weiter links durch einen nassen Kamin.
-
Ein Rückblick hinab in Richtung Einstieg. Schon bald erreicht man die Einmündung in die "alte" Originalführe.
-
Hier ist Kletterkönnen gefragt: Der Kamin muß ungesichert im Schwierigkeitsgrad II erklettert werden.
-
Über Bänder und diese kurze Eisenleiter gelangt man bald zur Schlüsselstelle des Klettersteigs.
-
Die Schlüsselstelle ist dieser mit vielen Klammern gesicherte Kamin; ein Drahtseil gibt es hier nicht!
-
Leicht überhängend geht es durch den stellenweise sehr engen Kamin zu einer Scharte hinauf.
-
Jetzt wird es äußerst luftig: Von der Scharte erreicht man einen winzigen Felspfeiler, an dem eine Leiter beginnt.
-
Die Leiter führt hinauf in die freie Wand, die auch hier oben noch abschnittsweise senkrecht ist.
-
Anstrengend geht es über den meist festen Fels empor. Ungesichert wäre die Route eine Klettertour im IV. Grad!
-
Eine dritte und letzte Leiter hilft bei der Überwindung einer kurzen, steilen Kaminrinne.
-
Je weiter man die Wand nach oben steigt, desto gegliederter und gestufter wird der Fels.
-
Wieder ein Rückblick nach unten. Die Luftigkeit und Steilheit der Route kann man hier wieder mal deutlich spüren.
-
Wo ist denn das Drahtseil? Ungesicherter, heikler Aufstieg durch einen senkrechten Kamin.
-
Am dicken, locker gespannten Drahtseil steigt man wieder einen senkrechten Wandabschnitt hinauf.
-
Hier gibt es wieder völlig ungesicherte Kletterei. Eine der letzten Passagen im ersten Teil des Klettersteigs.
-
Am oberen Ende der gut 200 Meter hohen Felswand angekommen, erreicht man gerölliges Gehgelände.
-
Geröll und Schrofen führen hinauf zum großen Schuttband, welches die gesamte Sellagruppe umgibt.
-
Hier im teils begrünten Gelände kann man sich eine Pause gönnen, bevor man den zweiten Teil in Angriff nimmt.
-
Der Weg führt zu einem breiten Sattel zwischen Piz Ciavazes und Piz Selva, wo der obere Klettersteig beginnt.
-
Der zweite Klettersteigabschnitt beginnt mit einem abschüssigen, ungesicherten Geröllband.
-
Das Band führt zu einer großen Schlucht, durch die man in Richtung Gipfel emporsteigt.
-
Der zweite Klettersteigabschnitt ist zwar ebenfalls steil, aber deutlich leichter und kürzer als der untere Teil.
-
Auch der obere Teil ist nicht an allen Stellen gesichert, der Fels ist eher geröllig und nicht so stabil.
-
Klassische Kletterei am sichernden Stahlseil. Bei herrlichstem Wetter geht es dem Ziel entgegen.
-
Viele interessante Felsgestalten trifft man hier an, wie z.B. durchlöcherte Felsen, Nischen und Höhlen.
-
Hier kann man sehen, daß sich immer mehr Geröll in den Fels mischt, das bedeutet: Vorsicht Steinschlaggefahr!
-
Hier hat die Natur einen richtigen Kopf aus Fels erschaffen, inkl. Hals und Hut. Hinten der gewaltige Langkofel.
-
Das ist wohl die schwierigste Stelle im oberen Klettersteigabschnitt, leicht überhängend.
-
Ungesichert steigt man die letzten Meter hinauf zum Gipfel des Piz Selva mit seiner grandiosen Aussicht.
-
Geschafft! Unsere Gruppe am Gipfel des Piz Selva (2941m). Hinten Piz Boè (3152m) und Marmolada (3343m).
-
Über die weite, fast endlose Sellahochfläche führt der Rückweg, der weitere 3,5 Stunden in Anspruch nehmen wird.
-
Dabei kann man noch das Gipfelkreuz auf dem Piz Miara (2965m) besuchen, mit packenden Tiefblicken.
-
Durch das Val Lasties steigt man auf einem guten, aber teilweise steilen Steig ab in Richtung Sellajoch-Straße.
-
Weiter unten ist das zunächst öde, schuttreiche Val Lasties schön begrünt mit gemütlichen Rastmöglichkeiten.
-
Blick von einer Geländekante hinab zur Straße Canazei - Sellajoch. Der Weg dahin ist noch weit...
-
Dolomitenpanorama mit Grohmannspitze, Fünffingerspitze und Langkofel, gesehen vom Parkplatz auf dem Sellajoch.